Bücherliebe: Frauenschicksale

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Um mal all den brutalen Thrillern, Liebesgeschichten und Fantasyromanen zu entfliehen, habe ich in der Zeit vor meiner großen Leseflaute im Dezember (die ich zum Glück mittlerweile wieder abgelegt habe) zwei Bücher gelesen, die es mir doch sehr angetan haben, und die ich auch in Gesprächen mit Freundinnen immer wieder erwähnt habe, weil ich sie so erwähnenswert finde. Deshalb habe ich diese beiden Bücher auch für euch ausgesucht, da ich finde, dass sie für Alt und Jung eine Bereicherung im Bücherregal sind, und bei Büchern geht es nicht nur darum, das schönste Cover zu kaufen und es nicht zu lesen, weil es ja so wertvoll ist, sondern es geht darum sich in einem Buch zu verlieren und mitzufühlen, was der Autor oder die Protagonistin (Protagonist) in der Situation, gefühlt hat.
Die beiden Biografien, die ich euch vorstellen möchte, sind keine Liebesromane, es handelt sich um Frauenschicksale. Eigentlich mag ich den Begriff des Frauenschicksals nicht so gerne, aber es ist genau das was die beiden Frauen erlebt haben. 


Kate Gross - Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens
Kate Gross ist vierunddreißig, als es heißt: Darmkrebs, Überleben ausgeschlossen. Ein Schock für sie selbst, eine Tragödie für Freunde und Familie, besonders für ihre dreijährigen Zwillingssöhne. Wie lebt eine junge Frau weiter, in deren Inneren ein Zellhaufen außer Kontrolle geraten ist? In zehn Kapiteln hinterlässt Kate Gross ihren Liebsten die vielen Geschichten, die sie zu der machten, die sie ist. Mit dem scharfen Blick eines Menschen, dem nicht mehr viel Zeit bleibt, hält sie die Welt an und erzählt uns von der Schönheit des Lebens.
Ich muss sagen, dass ich dieses Buch schon im Sommer 2016 gelesen habe, eigentlich dachte ich: ‘Das kannst du sicherlich einfach so durchlesen. Das wird dich schon nicht wirklich mitnehmen.’ Und genau, das hat dieses Buch mit mir gemacht, es hat mich mitgenommen. Aber so richtig. Volle Breitseite. Sie hat mir Einblicke in ihr Leben gegeben, die ich sonst nicht bekommen hätte. Und besonders schöne Stellen und Weisheiten habe ich natürlich mit einem Marker markiert, auf den ersten 50 Seiten waren es schon 7 solcher schönen Sätze, die mir einfach nicht aus dem Sinn gegangen sind. Sie schreibt von dem Tag ihrer Diagnose, genauso wie von ihren Depressionen, von ihrer Liebe zu ihrem Mann und ihren Söhnen, Oscar und Isaac, man denkt, man würde gerade mit Kate reden, aber leider hat sie den Kampf gegen den Darmkrebs nicht gewonnen, sondern starb am 25. Dezember 2014, noch bevor ihre Söhne ihr einen guten Morgen wünschen konnten.
Das ein Mensch, dem das Schicksal so böse mitgespielt hat, immer noch so viel Lebensfreude in sich trägt, kann man an diesem Buch lesen. An manchen Stellen schmunzelt man, und an manchen Stellen möchte man einfach nur die Taschentuchbox als besten Freund haben.
Das Buch Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens von Kate Gross ist im Diana Verlag erschienen (ISBN: 978-3-453-29179-9) und kostet 14,99€ (206 Seiten).


Dalia Grinkevičiũtė - Aber der Himmel - grandios
Die erschütternden Aufzeichnungen einer 14-jährigen aus dem sibirischen Gulag.
Die junge Litauerin Dalia wird nach dem Einmarsch der Sowjets mit ihrer Familie in die sibirische Verbannung geschickt. Nach ihrer Flucht schreibt sie hastig ihre Erinnerungen auf lose Blätter und vergräbt sie im Garten. Erst nach ihrem Tod werden die Aufzeichnungen wir durch ein Wunder gefunden. Mit großer Sprachgewalt bezeugen die Texte das Schicksal eines Mädchens in der Erbarmungslosigkeit der Diktatur.
Bis ich dieses Buch gelesen habe, war mir noch nicht bewusst, welches Schicksal Männer und Frauen und auch Kinder aus dem Baltikum sowie Finnland in der Zeit des zweiten Weltkrieges auf sich nehmen mussten und welchen Schikanen seitens der sowjetrussischen Diktatur sie ausstehen mussten. Dalia beschreibt in ihrer Autobiografie schonungs- und hemmungslos ihre Reise und ihre Arbeit in den russischen Gulags, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, werden die Toten beschrieben, die Erfrorenen oder Totgeschlagenen, die ihre Arbeit nicht mehr verrichten konnten. Die Arbeit ist nix für ein heranwachsenes Mädchen, aber sie muss diese trotzdem machen.
Dalia wurde 1927 in Kaunas/Litauen geboren, 1941 wurde die Familie deportiert, ihr Vater stirbt 1943 im Lager, 1949 flüchtet die Mutter mit ihr und ihrem Bruder nach Kaunas/Litauen. 1950 Tod der Mutter. Im gleichen Jahr wird Dalia vom KGB verhaftet und erneut deportiert. 1954 wird sie aus dem Lager entlassen. Beginnt ihr Medizinstudium.  1960 beendet sie dieses. 1977 ihr Antrag auf Emigration nach Frankreich wird abgelehnt. 1987 stirbt Dalia.
1997 wird Aber der Himmel - grandios das erste Mal veröffentlicht und ist seit Jahren eine Pflichtlektüre in den litauischen Schulen. 
Die Autobiografie Aber der Himmel - grandios von Dalia Grinkevičiũtė ist im btb Verlag erschienen (ISBN: 978-3-442-71428-5) und kostet 9,99€ (206 Seiten).

Beide Bücher bekommen von mir 5 von 5 Sternen und ich sehe sie als absolut lesenswert an.
 

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